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Weißt du, mein Y, das Stroh hat's schon hinter sich ... Kopf ab, in die Mühle und lecker Brot. Die toten Halme hier ... mehr wert als meine Beine ... kannst du wenigstens drauf schlafen, tote Halme ... machen guten Dünger, und zu Garn gesponnen sind sie eine Geschichte, tot zwar, aber eine Geschichte des Lebens, die bis zum Schluss im Kopf sitzt, beim Korn wie bei uns ... Das Lebensgarn spult sich ab, nicht wahr? Man wird zur Geschichte, während man vom Fuße her nach oben fault. Was bleibt ist die hölzerne Spule, abgewickelt, totes Gebein, ... Doch das Garn? Hundert Millionen gesprochene Worte, wo sind die? WO? Der Faden, der rote, oder auch nicht rote, der graue, schmutzige, knotige, zerfaserte Faden; was ist mit dem? Ausgesprochen und zu Stroh gehäckselt? Oder abgespult und dann? Wohl kaum wird er zur Drachenschnur, die zum Himmel fliegt, wohl kaum! Am Ende kommt die leere Spule in den Müll. Bums aus! Ach mein Y, ich schwätze um das Loch herum, versuche zu beschreiben, was da ist, was dahinter ist, ich male mir Bilder rund ums Loch und kein Einziges fällt hinein ... fällt mir ein, meinte ich, kein Bild vom Dahinter, dabei muss man sich nur mal umdrehen, zurückschauen, man ist längst zu Text geworden, man hat sich in Sprache verwandelt und das Loch ist dahinter verborgen. Man kann es sehen, wenn man zwischen den Worten hindurchschaut, dann siehst du die Risse in der Welt, aber HINEINSCHAUEN kannst du NICHT! Zwischen den Worten ist nie und nimmer ein Durchblick ins Loch, zwischen den Zeilen ist NICHTS! Denn das Loch ist nicht nur ohne Inhalt, es ist ganz und gar ohne Grund, ohne ETWAS, nicht mal ein Nichts, nicht mal ein luftleerer, körperloser, dunkler Raum, nicht mal ein Schatten ... Da ist gar kein Loch, da ist nichts, durch das wir müssen, wir werden einfach zerrieben, zu hirnlosem Staub! Sind erst da und dann nicht mehr da, nur noch Madenmatsche! Und nur, wenn wir es vorher geschafft haben, die verlorenen Worte einzusammeln und zu einem Faden zu spinnen und über dieses Nichtloch hinüberzuretten, sodass andere sie dann sprechen oder lesen, dann haben wir wenigstens etwas geschafft. Wenn auch ohne Sinn. Ach Y, mein Y, unser Leben sollte also aufgeschrieben sein, ist ja sonst nur im Kopf, dem im Grab verfaulenden Kopf, also heraus damit! Das erzählte Leben ist zwar keine Geschichte, nicht?, aber diese ganze trostlose Verkettung unglücklicher Gedanken, diese Aneinanderreihung von tust du hier und machst du da, immer dasselbe, diese eigentlich öde, sterbenslangweilige, stumpf abgespulte Rede ist immerhin doch eine Rede, eine eigene Rede, eine, die du aufgehoben wissen möchtest, eine Schnur aus zig Millionen Worten, so eine Rede des Lebens ...